einige zeit danach bin ich wieder beim aktzeichnen. Ingeborg
kommt durch die tür, temperamentvoll und nach allen seiten freundlich grüßend. sie
erkennt mich. diesmal kein geschrei, stattdessen: „schön, dass du da bist.“ sie
zieht sich aus und redete ununterbrochen. „ach war das ein anstrengender tag. ich
musste futter für meine tiere beschaffen. sie warten doch auf mich, die
aufgelesenen hunde und katzen. sie redet und redet und wirft dabei eine hülle
nach der anderen ab. unglaublich, was sie alles am körper trägt! einen grauen pullover, darüber einen
merkwürdigen rock,. „ja, dieser rock ist mein neuestes werk, ein
abgeschnittener lodenmantel, der hält gut warm im winter, und, damit er nicht
so hässlich aussieht, habe ich schillernde pailetten aufgenäht und lauter
verschiedene knöpfe.“ eine alte kittelschürze diente ihr als unterkleid und ein
rotes t-shirt als unterhemd. in ermangelung von strumpfhosen ist sie einfach
mit den beinen in die ärmel eines pullovers geschlüpft, den sie in der taille
mit gummiband festhält. die abgeschnittenen ärmel dienen zusätzlich als
kniewärmer…
„kann mir jemand aufs podest helfen, ihr wisst doch mein
bein!“ ein student hilft ihr. „nun, ihr lieben, was soll ich heute machen? eine
stehende stellung? eine hand in die hüfte gestützt? die stellung soll euch
etwas geben, ich will eure augen funkeln sehen. also, ich bleibe jetzt so
stehen, aber nur kurz, ihr wisst, mein bein.“
ich konzentriere mich auf die unregelmäßigen konturen des
alternden körpers mit seinen fettpolstern, schlaffen hautpartien, dem
vorgewölbten bauch, den herunter hängenden schiefen brüsten. eben ein körper,
dem man den langsamen verfall ansieht. ingeborg
zappelt ständig herum. zwischendurch gibt sie uns anweisungen. „also die
proportionen sind wichtig, ihr lieben. bei mir liegt die hälfte meines körpers
genau bei der scham.“
sie deutet auf die besagte stelle.